Ausbildungsabbruch – warum geben Azubis ihre Ausbildungsstelle auf?

Ausbildungsabbruch – warum geben Azubis ihre Ausbildungsstelle auf?

Jedes Jahr starten unzählige junge Leute mit einer neuen Ausbildung auch ein neues Kapitel in ihrem Leben. Aber nicht für alle ist es die erste Ausbildung, da es durchaus Azubis gibt, die ihre Ausbildung mittendrin oder schon am Anfang abbrechen. Und das, obwohl 91,1% der 2180 befragten Auszubildenden im azubi.report 2016 angeben, mit ihrer Ausbildung grundsätzlich zufrieden zu sein. Laut dieses Reports haben 6,1% der Befragten ihre Ausbildung abgebrochen. Dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BBIB) zufolge liegt der durchschnittliche Prozentsatz für abgebrochene Ausbildungen branchenübergreifend sogar bei 20%.

Die Gründe für einen Ausbildungsabbruch können stark variieren und nicht alle lassen sich vermeiden. Aber es gibt durchaus Möglichkeiten für den Azubi, den Betrieb und auch die Berufsschule, rechtzeitig zu handeln, bevor es zum Ausbildungsabbruch kommt.

Mögliche Gründe für den Ausbildungsabbruch

Die Gründe für einen Ausbildungsabbruch variieren von Person zu Person. Der azubi.report 2016 hat die häufigsten wie folgt zusammengefasst:

  • Private Gründe
  • Andere Vorstellung
  • Probleme mit Vorgesetzten
  • Probleme mit Kollegen
  • Zu schlecht in der SchuleGründe-Ausbildungsabbruch

Die Tatsache, dass fast die Hälfte der Abbrecher andere Vorstellungen als Grund genannt haben, kommt nicht von ungefähr. Den Ergebnissen von azubi.report 2016 zufolge geben sogar 91,1% der befragten Berufsschullehrer an, dass die Schüler nicht wissen, worauf sie sich da eingelassen haben. Dem stimmen 33,7% der befragten Azubis zu, denn ihnen zufolge stimmen „die Angaben in den Stellenausschreibungen nur teilweise mit den täglichen Aufgaben im Beruf“ überein. Daher ist es besonders wichtig für Betriebe, die Ausbildungsinhalte in den Stellenausschreibungen klar zu definieren und so für die nötige Transparenz zu sorgen.

Unter private Gründe können gesundheitliche Probleme, Schwangerschaften, psychische Leiden, finanzielle, familiäre oder Beziehungsschwierigkeiten fallen, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Auf diesen Punkt haben Betriebe und Berufsschulen in der Regel keinen oder nur wenig Einfluss, sehr wohl aber bei den betrieblichen Problemen, die Vorgesetzte (20,4%) und Kollegen (11,7%) betreffen. Hier ist es wichtig, dass der Betrieb rechtzeitig einschreitet, gegebenenfalls vorherrschende Spannungen auflöst, Probleme analysiert und Lösungen beisteuert, bevor der Azubi den Ausbildungsabbruch als einzigen Ausweg sieht. Respekt und Kollegialität sind für ein gesundes Betriebsklima wichtig, müssen aber von allen Seiten beigesteuert werden.

Auch Berufsschulen sind hier in die Verantwortung miteinzubeziehen, da es an ihnen liegt, die Ausbildungsinhalte so zu vermitteln, dass die Schüler sie auch verstehen. Schlechte Noten während der Ausbildung sind ein Warnzeichen, das weder von den Azubis selbst noch von den Betrieben und Schulen ignoriert werden sollte. Bestrafungen und Drohungen sind in diesem Fall nicht das Mittel der Wahl, sondern eine Förderung der betroffenen Schüler und die Hilfe dabei, den Lernstoff zu verinnerlichen. Der Azubi darf sich nicht allein gelassen fühlen, sonst stehen die Chancen hoch, dass er oder sie die Ausbildung aufgrund der schlechten Leistungen in der Schule abbricht.

Alternativen zum Ausbildungsabbruch

Der Ausbildungsabbruch sollte immer nur als letzte Möglichkeit angesehen werden. Bevor es so weit kommt, gibt es Alternativen und Hilfsleistungen, die sich Azubis zumindest anschauen sollten.

  • Ein ehrliches Gespräch mit Ausbilder und Berufsschullehrer ist hier der erste Schritt, um die Probleme zu lokalisieren, zu definieren und im besten Fall gemeinsam an Lösungsansätzen zu arbeiten. Wichtig ist hierbei, dass Betrieb und Schule die Probleme des Azubis ernst nehmen und ebenfalls an einer Lösung interessiert sind, da dies allen Seiten zugutekommt.
  • Sollten die Probleme zwischen Azubi und Ausbilder liegen, kann die zuständige Kammer zur Konfliktlösung herangezogen werden. Die meisten Kammern haben eine extra für solche Fälle eingerichtete Schlichtungsstelle. An diese können sich Azubis jederzeit wenden und den geschulten Mitarbeitern ihre Schwierigkeiten schildern.
  • Bei Problemen in der Berufsschule oder mit einzelnen Lehrern stehen oft Beratungskräfte und Sozialpädagogen zur Verfügung. Azubis sollten sich bei Schwierigkeiten im Unterricht, bei Prüfungsangst, Differenzen mit Lehrern oder Mitschülern und anderweitigen Problemen während der Ausbildung nicht scheuen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es geht schließlich um die eigene berufliche Zukunft.
  • Auch der Gang zur Arbeitsagentur kann sich lohnen. Hier stehen Azubis diverse Beratungsangebote und Hilfsleistungen zur Verfügung. So kann die Berufsausbildungsbeihilfe der Arbeitsagentur bei finanziellen Problemen während der Ausbildung beantragt werden oder die ausbildungsbegleitenden Hilfen unterstützen beim Lernen und helfen dabei, die Prüfungsangst nach und nach abzubauen.

Vor dem Abbruch einer Ausbildung sollten diese Möglichkeiten zumindest in Betracht gezogen, im besten Fall auch in Anspruch genommen werden. Hilft all das trotz allem nicht, gilt es, trotzdem nicht den Kopf hängen zu lassen. Eine abgebrochene Ausbildung ist kein Weltuntergang und auch kein dunkler Fleck im Lebenslauf, sondern zeigt, dass der Azubi genau weiß, was er vom Leben will und was nicht. Und dem azubi.report 2016 zufolge sind 78% der Befragten dann auch zufrieden in ihrer zweiten Ausbildung.

Auszeichnung World Young Reader PrizeWorld Young Reader Prize in der Kategorie „A great help“
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