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Organisatorisches – diese Stellen sind für Dich zuständig

Das Leben eines Azubis kann kompliziert sein. Berufsschule und Ausbildungsbetrieb werden ein regelmäßiger Teil deines Alltags, aber auch abseits dessen wirst du erstmals in Kontakt mit vielen weiteren Stellen kommen, von denen du bisher vermutlich noch nicht viel gehört hast. Wer ist eigentlich zuständig, wenn Du ein Problem bei Deiner Ausbildung hast? Was hat es mit den sogenannten „Kammern“ auf sich und woher weißt Du, zu welcher Du gehörst? Keine Sorge, wir klären Dich auf und geben Dir die nötigen Infos an die Hand!

Verschiedene Bereiche für verschiedene Berufe

Deutschland hat bekanntlich viele bürokratische und verwaltungstechnische Stellen, auch Deine Ausbildung ist über eine bestimmte Institution genau geregelt.  Genauer gesagt sogar nicht nur über eine, sondern viele verschiedene – je nachdem, in welchem Berufsfeld Du tätig bist. Die Rede ist hierbei von den sogenannten Kammern, die für Dich alle wichtigen Infos rund um Deine Ausbildung bereithalten. Sie gliedern sich in folgende Bereiche:

Besonders bekannt ist die Industrie- und Handelskammer (IHK), sie ist die große Kammer der deutschen Wirtschaft. Hast Du Dich für eine kaufmännische Ausbildung entschieden, dann bist Du hier richtig. Sie vermittelt Lehrstellen, führt Prüfungen durch, bietet Beratungen und informiert Dich über den Verlauf Deiner Ausbildung.

Strebst Du eine Ausbildung im Handwerk an, so ist die Handwerkskammer Deine Anlaufstelle. Sie dient Dir als eine Art Dienstleistungszentrum, bei der Du viele Informations- und Beratungsangebote wahrnehmen kannst. Zudem bietet sie auch regionale Lehrstellenbörsen. Weitere Angebote gibt es außerdem über den Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH), auch dort lohnt sich ein Blick.

In der Land- und Forstwirtschaft sind die Landwirtschaftskammern Deine passenden Ansprechpartner, auch für den Gartenbau sind sie zuständig. Sie halten für Dich die Informationen rund um Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen bereit, zudem erhältst Du dort auch weitere relevante Adressen von Verbänden.

Unter die sogenannten Freien Berufe fallen verschiedene Berufsklassen, beispielsweise Ärzte, Apotheker, Berufe oder Rechts- und Steuerberatung oder verschiedene technische Berufe wie etwa Ingenieure. Auch sämtliche künstlerische Berufe fallen in diese Kategorie. Je nach Beruf greifen verschiedene Bundeskammern, etwa die Bundesärztekammer, die Bundesnotarkammer oder die Bundesrechtsanwaltskammer.

Gerade bei Ausbildungen im öffentlichen Dienst sind auch staatliche Institute und Ministerien eine wichtige Anlaufstelle. Zum einen wäre hier das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zu nennen, welches auf dem Gebiet der beruflichen Bildung forscht und gleichermaßen Dienstleistungen anbietet. Ebenso lohnt sich ein Blick auf das Angebot des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das ebenfalls viele Informationen bereithält. Geht es um die Ordnung der einzelnen oder neuer Ausbildungen, dann ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die richtige Adresse.

Nicht zuletzt solltest Du auch die Bundesagentur für Arbeit als wichtigen Ansprechpartner auf dem Schirm haben. Das Arbeitsamt und das Berufsinformationszentrum helfen Dir bei der Ausbildungssuche und haben viele Informationen zu den unterschiedlichsten Berufsfeldern. Ebenso kannst Du Dich vor Ort beraten lassen.

Wie finde ich heraus, welche Kammer oder Behörde für mich zuständig ist?

Du bist Dir nicht ganz sicher, welche Kammer oder Behörde für Dich zuständig ist oder an wen Du Dich wenden kannst? Am einfachsten findest Du Deine zuständige Stelle heraus, indem Du einen Blick auf Deinen Ausbildungsvertrag wirst. Dort befindet sich ein Stempel der entsprechenden Institution. Dein Ausbildungsbetrieb kann Dir ebenfalls weiterhelfen, denn dieser muss in der zuständigen Stelle Mitglied sein.

Lohnsteuerkarte, Sozialversicherungsnachweis? Wo bekomme ich welche Unterlagen?

Dein erster Ausbildungstag steht kurz bevor, doch zunächst gilt es noch eine ganze Menge Formalitäten zu klären. Da Du nun mit dem „echten“ Arbeitsleben beginnst, benötigst Du einige wichtige Unterlagen, allen voran die Lohnsteuerkarte und eine Sozialversicherung.

Lohnsteuerkarte

Wer arbeitet, benötigt eine Lohnsteuerkarte mit eigener Steueridentifikationsnummer. Die elfstellige Nummer wirst Du dein Leben lang behalten. Du beantragst sie beim zuständigen Finanzamt.

Sozialversicherungsnachweis

Ebenfalls benötigst Du einen Sozialversicherungsausweis, damit Deine Beiträge zur Sozialversicherung verrechnet werden können. Zur Sozialversicherung gehören die Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung.

Du musst deinem Ausbilder direkt zu Beginn der Ausbildung die Sozialversicherungsnummer vorlegen – den entsprechenden Ausweis erhältst Du von Deiner Krankenkasse.

Zu welcher Berufsschule muss ich gehen oder kann ich frei wählen?

Du hast eine Zusage einer Ausbildungsstelle und fragst Dich, welche Berufsschule Du künftig besuchen wirst und wer dies entscheidet? Normalerweise ist Dein Ausbildungsbetrieb dafür zuständig, Dich bei einer Berufsschule anzumelden. Dafür erhält er von der IHK oder einer anderen zuständigen Stelle eine aktuelle Liste mit Berufsschulen und den jeweils unterrichteten Ausbildungsberufen. Darin enthalten sind ebenfalls die wichtigsten Kontaktdaten. Oft orientiert sich die gewählte Berufsschule am Betriebssitz, abseits dessen hast Du aber die Möglichkeit, einen Antrag auf eine „Umschulung“ zu stellen. So könntest Du im Nachhinein versuchen, auf eine Berufsschule zu wechseln, die näher an Deinem Wohnort ist.

Generell ist es eine gute Idee, direkt beim Vorstellungsgespräch nach der Berufsschule zu fragen. Oftmals können Deine Wünsche dann noch berücksichtigt werden, sofern Dein künftiger Arbeitgeber entgegenkommend ist.

Probleme mit der Berufsschule oder dem Betrieb – wo finde ich Hilfe?

Leider kommt es nicht selten vor, dass Auszubildende Probleme mit dem Betrieb oder der Berufsschule haben. Vielleicht kommst Du nicht gut mit dem Chef und den Kollegen aus oder Dein Berufsschullehrer kann wichtige Inhalte einfach nicht richtig vermitteln. Eine solche Ausgangslage bringt so manchen Azubi dazu, die komplette Ausbildung hinzuschmeißen. So weit muss es aber nicht kommen, denn bei Problemen mit der Berufsschule oder Deinem Betrieb kannst und solltest Du Hilfe in Anspruch nehmen.

Eine erste Anlaufstelle ist der Ausbildungsberater, er ist offiziell für die Überwachung der Durchführung der Berufsausbildung zuständig. Ausbildungsberater sind Ansprechpartner für Betriebe, Lehrlinge, Eltern oder Berufsschullehrer und informieren Dich über sämtliche wichtigen Abläufe. Hast du Fragen zu den Prüfungsanforderungen, der Berichtsheftführung oder möchtest mehr über aktuelle Änderungen Deines Berufsbildes erfahren, sind sie die richtigen Ansprechpersonen.

Auch bei Problemen kannst Du hier Hilfe erhalten, sei es eine verspätete Lohnzahlung, Mobbing am Arbeitsplatz oder die Tatsache, dass du ausbildungsfremde Tätigkeiten durchführen musst. Bei diesen und anderen Konflikten wird mitunter ganz eindeutig gegen Dein geltendes Recht verstoßen, in einem solchen Fall kann der Ausbildungsberater der IHK oder der Handwerkskammern konkret weiterhelfen. Auch das Schreiben einer Mahnung bei ausbleibendem Gehalt führen die Experten gemeinsam mit Dir durch, im Ernstfall werden sie aber auch selbst in Deinem Namen aktiv. Im Extremfall können sie einen Entzug der Ausbildungsberechtigung erwirken.

Eine weitere Möglichkeit stellen der Betriebsrat oder die Jugend- und Auszubildendenvertretung, kurz JAV, dar. Letztere vertritt die Interessen aller jugendlichen Arbeitnehmer unter 18 Jahren und aller Auszubildenden unter 25 Jahren in einem Betrieb. Sie kann eingerichtet werden, wenn ein Betrieb mindestens fünf Jugendliche unter 18 oder Auszubildende unter 25 Jahren beschäftigt. Die JAV überwacht die Einhaltung von Gesetzen und Tarifverträgen, beantragt Maßnahmen beim Betriebsrat oder nimmt die Anregungen der Auszubildenden entgegen und setzt diese gegebenenfalls um. Bei Fragen und Problemen am Arbeitsplatz ist sie fester Ansprechpartner und arbeitet in allen Belangen eng mit dem Betriebsrat zusammen. Sofern keine JAV vorhanden ist, hilft Dir auch der Betriebsrat weiter. Beide Institutionen gibt es in der Regel allerdings nur in größeren Unternehmen.

Weitere Anlaufstellen bei Problemen – Hilfsangebote, kostenlose Nachhilfe und mehr

Nicht immer sind die Probleme nur im Betrieb zu finden, auch während des Unterrichts an der Berufsschule kommt es mitunter so Missverständnissen, Fragen und Schwierigkeiten. Hast du mit schlechten Noten oder schwierigen Lehrern zu kämpfen, so kannst Du zahlreiche Hilfsangebote in Anspruch nehmen.

Als Azubi verpflichtest Du Dich gegenüber Deinem Betrieb dazu, Deine übertragenen Aufgaben sorgfältig auszuführen. Das schließt auch eine sogenannte Lernpflicht mit ein – vernachlässigst Du deine Berufsschule, so vernachlässigst Du also auch diese Lernpflicht. Abgesehen davon führen schlechte Noten nicht nur zu unangenehmen Gesprächen in Schule und Betrieb, sondern können auch Deinen Abschluss gefährden. Damit es gar nicht erst so weit kommt, kannst Du mit Einverständnis Deines Betriebs eine ausbildungsbegleitende Hilfe bei der Agentur für Arbeit anfordern. Diese bietet Dir kostenlosen Nachhilfeunterricht und unterstützt Dich auch außerhalb der Berufsschule bei den theoretischen Lerninhalten.

Die Initiative VerA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt und hat derzeit jährlich Kapazitäten für rund 3.000 Jugendliche, die eine individuelle Begleitung durch ehrenamtliche Ausbildungsbegleiterinnen und -begleiter erhalten. Gegründet wurde die VerA von der Senior Expert Service (SES), eine der größten deutschen Ehrenamtsorganisationen für Fach- und Führungskräfte. Das vertrauensvolle Verhältnis, das Du in diesem Verbund aufbaust, ermöglicht es, Fragen und Probleme besonders offen zu besprechen. Sowohl bei Prüfungsstress als auch Schwierigkeiten mit Ausbildern und Lehrern oder allen anderen erdenklichen Problemen in Deiner Ausbildungszeit findest Du hier erfahrene Ansprechpartner. Die Hilfe ist übrigens kostenlos und findet vertraulich statt.

Ebenfalls einen Blick wert ist das Portal Dr. Azubi. Es wurde vom Deutschen Gewerkschaftsbund ins Leben gerufen und zielt darauf ab, dir schnell, konkret, anonym und kostenlos weiterzuhelfen. Auf der Website ist zu diesem Zweck ein Formular hinterlegt, dass Du entsprechend ausfüllst, damit Dir einer der Profis von Dr. Azubis möglichst individuell antworten kann. Bei der Nutzung des Formulars garantiert das Portal, dass keine persönlichen Daten veröffentlicht oder weitergegeben werden.

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